Spassbremse

Ich weiss, dass ich mit meiner Meinung diesbezüglich so ziemlich alleine dastehe. Ich empfinde den neusten Ableger der Battlefield Reihe in erster Linie als Spassbremse. Bei aller technischen Brillanz und beabsichtigter, spielerischer Ausgewogenheit, mich kann das ganze Packet einfach nicht überzeugen. Das ist nicht erst seit BF 3 so. Auch die online Komponenten der Vorgänger im Geiste haben bei mir in erster Linie ein Gefühl des Määhhh hervorgerufen.

Ich weiss nicht wie viele von euch da draussen überhaupt noch wissen, dass die Battlefield Reihe ihren Ursprung PC exklusiv gefeiert hat, als es noch keine Verbrechen wie Achievements oder weltumspannende Ranglisten gab. Richtig, ich halte alles Achievement und Trophy Gedöns für einen der grössten Pickel am Arsch des Gamertums aber das ist eine andere Geschichte und die sollte evtl. ein anderes Mal erzählt werden.

Ich wollte euch hier ursprünglich mit einer kurzen Abhandlung über die Geschichte der Battlefield Franchise und meinen Erfahrungen damit beglücken. Als ich diese dann geschrieben hatte, wollte ich euch das Gesülze dann doch nicht antun und habe den ganzen Teil wieder gespült. Ich gehe also nun direkt dazu über, euch zu erklären, warum BF 3 im Vergleich mit den ersten Titeln der Reihe die grösste Spassbremse ist.

Alles bei BF 3 ist auf Competition ausgelegt. Es geht nur darum, welchen Rang ich habe, welche Waffen ich mir dadurch zulegen kann, welche Kleider und Ausrüstung ich mit meinen Erfahrungspunkten kaufen kann und vor allem, dass ich sicher besser bin als der Vollhonk, der mich gerade mit dem Panzer um die Ecke gebracht hat. Durch das System der weltumspannenden Netzwerke die jede meiner Aktionen auf jeder Map registrieren und alle meine Achievements anzeigen, herrscht heute die totale Transparenz, was mein Können angeht. Ich weiss, dass dies offenbar das ist, was die meisten Gamer da draussen wollen und genau das irritiert mich. Versteht mich nicht falsch, ich finde Competition nicht grundsätzlich schlecht, aber das ganze Model ist heute auf einem Niveau angelangt, auf dem es mir persönlich keinen Spass mehr macht.

Früher war das anders bei der Battlefield Reihe. Die ersten Ableger haben sich dadurch ausgezeichnet, dass ich als Spieler echt viel Spass hatte und zwar von der ersten Sekunde an. Die Competition hat damals auch stattgefunden, aber eben nur auf einem beschränkten Niveau, begrenzt auf ein einzelnes Spiel, auf einer einzelnen Map. Damals hat man die erfahrenen Spieler nicht in erster Linie durch ihre Waffen, ihre Kleider oder ihrem Rang auf der Punktetabelle erkannt, sondern daran, wie gut sie einen Hubschrauber, einen bestimmten Panzer oder eine Map im Griff hatten. Dies hat dazu geführt, dass ich als nicht so erfahrener Spieler eine konkrete Herausforderung hatte, dies auch zu können. Sei es mit einem Flugzeug unter einer sehr kleinen Brücke durchzufliegen oder mit einem Panzer auf mehrere Kilometer einen Hubschrauber vom Himmel zu holen. Dies war etwas woran ich auch arbeiten konnte. Wenn ich sehr ehrgeizig war, konnte ich sogar das Spiel lokal mit Bots im “Trainingsmodus” laufen lassen und nur dieses eine Ding üben das ich unbedingt können wollte. Heute gibt es diese Dinge zwar immer noch, aber sie werden so extrem begraben unter dieser Jagd nach Stufen, Waffen und Accessoires, das es mir vorkommt wie bei einer Schiessbude auf dem Jahrmarkt.

Ich habe keine Zeit jeden Tag mehrere Stunden online zu verbringen um meine Fähigkeiten so schnell wie möglich hochzupowern und damit der geilste Hengst auf dem Schlachtfeld zu sein. Gegen alle diese Gamekiddies die ihre ganze Freizeit mit BF 3 verbringen habe ich eh keine Chance. Dies war auch früher so, aber damals lag dies vor allem daran, dass die Kiddies einfach die besseren Reaktionen hatten und ihre Waffen, Fahrzeuge und Maps bis zu Erbrechen trainiert hatten um besser zu sein als der Rest. Heute ist das alles gar nicht mehr notwendig. Die Ausrüstung die ich als Newbie in einem Game wie BF 3 kriege ist so lächerlich, dass ich mich damit wie ein Neandertaler mit Keule im Schützengraben fühle. In den ersten 5-10 Stunden habe ich KEINE CHANCE und alle Treffer die ich lande sind meist reine Glücksache. Erst wenn ich mich bis zu einem gewissen Level hochgearbeitet habe kann ich überhaupt so sinnvolle Dinge wie ein Reflexvisier oder ein kleines Zielfernrohr ergattern. Dies macht keinen Spass. Das einzige, was mir in den ersten Stunden mit BF 3 Spass gemacht hat, war Flugzeuge und Hubschrauber abschiessen mit der Stinger, die man zum Glück recht schnell bekommt. Ich will aber keine Spiele spielen, bei denen mir am Anfang nur ein so kleiner Teil Spass macht. Ich will mich nicht immer unterlegen fühlen und mich in Büschen und hinter Kisten verstecken aus Angst mich knallt einer ab. Ich will das Maximum an Spass haben das möglich ist.

In den ersten Teilen der Battlefield Reihe gab es klar abgegrenzte Soldatenklassen mit klar abgegrenzten Fähigkeiten die nicht austauschbar oder veränderbar waren. Es gab keine Stufenaufstiege die mich irgendwie über die anderen Spieler erhoben haben. Es ging nur darum was ich kann und nicht mal das war wirklich wichtig. Als Neuling konnte ich mich in den ersten Stunden im Spiel einfach auf die Fahrzeuge und Fluggeräte konzentrieren und hatte damit eine Art Narrenfreiheit, welche mich aber auch nicht übermächtig machte. Ein erfahrener Spieler wusste sehr wohl, wie mann einen durchgeknallten Noob in einem Panzer stoppen konnte. Eines war aber sicher. Spass hat es allen gemacht, ob ich nun schon 100 Stunden mit dem Spiel verbracht habe oder erste gerade das Spiel auf meine Platte gekippt habe und noch grün hinter dem Abzugsfinger war.

Ich hätte gerne diese Zeiten zurück. Früher war alles besser. Määhhh.

Postskriptum: Mir ist klar, dass diese Mechanismen nicht nur in den Spielen der Battlefield Reihe so enthalten sind sondern in nahezu ALLEN aktuellen Shootern. Gerade das finde ich ja so zum Kotzen…